In meiner Kurzgeschichtensammlung „Magische Momente“ spielt auch das Thema „Freundschaft“ eine entscheidende Rolle. Mir kam während des Schreibens aber die Frage in den Sinn, was Freundschaft eigentlich ist, wie wir sie beschreiben und ob es so etwas wie ungeschriebene Regeln gibt, an denen sich alle Freundschaften irgendwie orientieren. Die Ergebnisse dürften überraschend sein!
Was sind Freundschaften?
Zu dem Thema „zwischenmenschliche Freundschaften“ gibt es etliche Studien und Ansichten. Manch einer hält sie für wichtiger als Beziehung, andere sehen es genau andersrum.
Tatsächlich aber konnte die Wissenschaft belegen, dass wir die Meisten unserer Freundschaften aus unserem familiären Umfeld heraus kennen. Weiter sind Freundschaften bei Weitem nicht so dauerhaft wie Verwandtschaftsbeziehungen. Unseren Eltern laufen wir i.d.R. nicht davon, wenn wir etwa in eine andere Stadt ziehen. Freundschaften können an solch einem Wechsel der Lebensumstände aber häufig brechen.
Es gibt eine recht berühmte und tatsächlich auch stark überschätzte Studie der Universität Utrecht. Diese fand heraus, dass sich unser Freundeskreis etwa alle 7 Jahre mindestens zur Hälfte wandelt, dass wir dann also alte Freundschaften verloren und durch neue ersetzt haben. Das ist aber strittig.
Nicht minder interessant ist eine Studie aus Tel Aviv. Dort fand man nämlich heraus, dass nur 50 % der Menschen die Freundschaften erwidern. Das bedeutet, dass eigentlich nur die Hälfte deiner Freunde tatsächlich auch dich als ihren Freund bezeichnen würden.
Zugegeben, das sind alles sehr düstere Ergebnisse für die Romantiker unter uns. Es gibt aber auch bessere Fakten.
Die Gesetze der Freundschaft
Die Forschung fand heraus, dass es etwa drei Grundgesetze gäbe, nach denen sich entscheide, ob eine Freundschaft von Dauer ist, oder nicht.
Wichtig ist aber vorher zu sagen, dass die Gemeinsamkeiten dabei gar nicht so wichtig sind, wie die Nähe. Das bedeutet, dass man auch mit Freunden sehr enge Beziehungen führen kann, mit denen man eher wenig gemeinsam hat. Wichtiger ist, wie häufig man sich sieht. Genauso sehen viele Menschen die Anerkennung der eigenen Identität als eines der wichtigsten Eigenschaften ihrer Freundschaften an. Das bedeutet, dass sie sich von ihren Freunden von ihrer Art, ihrem Wesen, kurz ihrer Identität völlig akzeptiert fühlen. Freundschaftliche Beziehung selbst gibt es aber in den unterschiedlichsten Facetten, weswegen es sehr schwierig ist sie zu klassifizieren und einzuordnen. Es stimmt aber dafür die Aussage, dass man im Leben nur 2 bis 5 „echte“ Freunde hat. Tatsächlich fanden Forschende nämlich heraus, dass unser Gehirn nicht mehr als 5 soziale enge Beziehungen gleichzeitig aktiv pflegen und organisieren kann. Auf mehr sind wir gar nicht ausgelegt, weswegen die 5000 Facebookfreunde immer mehr Schein als Sein sind.
Aber der Anfang einer jeden Freundschaft ist ähnlich: Es beginnt fast immer mit einer Art Selbstoffenbarung, wo man sich zeigt, wie man ist, denkt und fühlt. Akzeptiert mein Gegenüber dies, steht einer Freundschaft nichts mehr im Wege.
Die drei Grundgesetze, damit eine Freundschaft dauerhaft halten kann, sind aber umso einfacher: Zum einen spielt die räumliche Nähe eine große Rolle. Konkret bedeutet das, wie oft man seinen Freund oder seine Freundin sieht. Das kennt jeder, denn bei Freunden, die man lange schon nicht mehr gesehen hat, spricht man nicht mehr lange von einer engen Freundschaft. Als zweites Gesetz stellt sich die Kontakthäufigkeit ein. Also nicht nur wie oft ich meine Freunde sehe, sondern auch wie viel ich mit ihnen interagiere, wie viel ich mit ihnen erlebe und gemeinsame Erlebnisse teilen kann. Das leitet auch bereits zum dritten Gesetz über, nachdem besonders die Investitionen ausschlaggebend sind. Das heißt, es ist in höchstem Maße entscheidend, wie viel Zeit und Aufwendung ich in eine Freundschaft investiere, um sie am Leben zu erhalten.
Die 15 goldenen Regeln
Auf Basis dieser drei Gesetzmäßigkeiten hat die Seite „Spektrum.de“ 15 Regeln aufgelistet, die das gute Bestehen einer Freundschaft ausmachen können.
1. in schlechten Zeiten Hilfe anbieten
2. Kontakt halten und sich füreinander Zeit nehmen
3. persönliche Gefühle und Gedanken offenbaren
4. Anvertrautes für sich behalten
5. gute Laune verbreiten
6. den anderen in seiner sozialen Zugehörigkeit bestätigen
7. zuhören
8. seelische Unterstützung geben
9. vor Kritik in Schutz nehmen
10. Neuigkeiten teilen
11. Rat einholen
12. gemeinsam etwas unternehmen
13. miteinander scherzen
14. negative Kommentare vermeiden
15. Freiräume und andere Freunde sowie den Partner respektieren
Damit bewahrheitet sich am Ende erneut eine Weisheit, die schon so alt sein dürfte, wie es Freundschaften selbst gibt: Eine Freundschaft existiert nur, wenn beide Parteien daran arbeiten.
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