Auf der ganzen Welt bekriegen sich die Religionen miteinander und jede behauptet, dass sie die einzig Wahre sei. Diese Frage will ich auch gar nicht beantworten. Aber letztlich sind Religionen doch vor allem eines: Spiritualität. Warum dann nicht einen Tempel bauen, indem alle Religionen miteinander vereint sind, wie in Projekt Garta geschehen?
Die Stadt aller Religionen
Aber lasst uns zunächst etwas größer denken.
Es ist ein wunderschöner Nachmittag voller Sonnenschein und einem strahlend blauen Himmel. Bei einem so herrlichen Wetter ist ein Spaziergang durch eine sehr beeindruckende Stadt wie Singapur doch genau das Richtige. Tatsächlich ist sie in vielerlei Hinsicht eine Stadt der Extreme, auch in spiritueller. Real ist es nämlich so, dass das Stadtbild vor allem durch einen Mix aus etlichen religiösen Stätten und modernen Wolkenkratzern auffällt.
Singapur hat die größte religiöse Vielfalt auf der ganzen Welt. Nur 1/3 der EinwohnerInnen sind buddhistisch. Die ganzen verschiedenen Religionen leben in friedlicher Koexistenz zusammen und treffen sich stets in einem interreligiösen Rat, um gemeinsame Aktionen zu planen, sich abzusprechen und zu lernen sich gegenseitig zu achten und zu ehren. Der Staat selbst ist ebenfalls Mitglied dieses Rates, aber religiös neutral, also säkular.
Nahezu alle wichtigen, globalen Religionen sind in der Stadt vertreten. Es gibt christliche Kirchen, buddhistische Tempel, muslimische Moscheen, jüdische Synagogen und viele weitere.
Diese Vielfalt hat einen historischen Ursprung: Singapur war schon früher als Hafenstadt ein sehr wichtiger Knotenpunkt für den wirtschaftlichen Handel und viele Kaufleute, die in der Stadt gutes Geld verdient hatten und gut dort aufgenommen wurden, bauten den EinwohnerInnen aus Dankbarkeit religiöse Stätten, die teilweise noch bis heute existieren.
So wurde Singapur zu der Stadt aller Religionen. Aber es geht noch eine Nummer kleiner, nämlich in einem Haus.
„House of none“
Dieses Architekturprojekt steht in unserer Bundeshauptstadt Berlin, oder besser gesagt soll es dort bald gebaut werden. Die Idee hinter dem „House of none“, auf Deutsch so viel wie „Haus von Niemandem“, ist es, alle monotheistischen Religionen unter einem Dach vereinen zu können, also alle Religionen, die nur einen einzigen Gott haben. Bei dem Haus selbst handelt es sich schlicht um einen großen, leeren Raum, den all diese Religionen frei mitnutzen können. Feste, Zeremonien und Gottesdienste, sowie Gebete könnten dort demnächst abgehalten werden, vorzugsweise auch solche, die von mehreren Religionen gemeinsam durchgeführt werden.
Das Konzept an sich klingt durchaus spannend und auch Interessenvertreter aus den verschiedenen Religionen sind offen für diesen Versuch.
Aber es geht auch etwas bescheidener.
Der Tempel aller Religionen
Ja, es gibt ihn wirklich: Einen Tempel, der für alle Religionen offen steht. Naja, nicht ganz, aber er heißt jedenfalls so.
Gebaut hat ihn der Philosoph, Künstler und selbsternannter Wunderheiler Ildar Knahow aus Russland. Er hat die tiefe Überzeugung, dass letztlich alle Religionen, die an einen Gott glauben, im Prinzip an denselben glauben, ihn nur anders nennen. So kam er auch auf die Idee für seinen Tempel, den er in absoluter Eigenregie in der russischen Stadt Kasan binnen 20 Jahren gebaut hat. Für ihn ist es schlicht ein spiritueller Ort, an dem jeder und jede willkommen sein soll, ganz egal zu welcher Religion man sich zugehörig fühle. Auch Gottesdienste sind dort aufgrund dessen untersagt. Immerhin haben besondere Glaubensgemeinschaften keinen Zutritt, ihre Mitglieder dürfen einzeln aber den spirituellen Ort besuchen.
Doch selbst Touristen haben es schwer den Tempel von innen zu sehen, denn tatsächlich sehen ihn meist nur die Menschen, die Knahow als Wunderheiler aufsuchen. Ob das funktioniert, sei mal dahingestellt.
Wir sehen also, dass der Tempel aller Religionen keine fixe Idee war, sondern es auch in der echten Welt solche Bemühungen gibt, sogar bei uns in Deutschland. Wenn das mal kein guter Aufruf für alle Weltreligionen ist, enger zusammenzuarbeiten und eher auf die Gemeinsamkeiten, anstatt auf die Unterschiede zu schauen, dann weiß ich auch nicht.
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