Unsere Nachbarn können uns sehr nah, oder auch sehr fern sein.
In meinem Roman „Rex Jordan - der Rosenringmörder“ geht es um eine Nachbarschaft, die von einem Randalerentner gestört wird. Aber welchen Einfluss kann eine Nachbarschaft auf uns überhaupt auswirken? Dieser Frage widmet sich die Nachbarschaftsforschung.
Der Einfluss der Nachbarschaft
Wie etliche Studien nahelegen, kann eine Nachbarschaft ganz erheblichen Einfluss auf uns haben.
So zeigte sich, dass Kinder aus sozial-schwachen Vierteln häufiger krank wurden, als andere. Auch zeigte sie, dass das Viertel, in dem wir leben, unsere Jobchancen, Teenager-Schwangerschaften, als auch den Intelligenzquotienten der Kinder beeinflusst.
Unsere Nachbarn sind unser soziales Kapital, aber auch soziale Kontrolle. Ist unser Garten nicht gemäht, der Postkasten voll oder der Rasensprenger zu lange an, hagelt es böse Blicke und das Getuschel kommt in Gang. Ebenso kann uns die Nachbarschaft aber auch das Leben retten. So berichtet ein Amerikaner, dass erst eine Nachbarin, die schon länger in News Orleans wohnte, ihn vor dem Hurrikane Katharina warnte. Er selbst wäre sonst wohl dort geblieben und wäre diesem schlimmen und verheerenden Sturm zum Opfer gefallen.
Auch eine andere Studie aus den USA konnte belegen, dass eine gute Nachbarschaft sich förderlich auf unsere Gesundheit auswirken kann. Wohingegen schlechte Nachbarn uns kränker machen können. Eine andere Untersuchung zeigte auch, dass Kinder aus sozial-schwachen Vierteln weniger hilfsbereit waren, als solche in sozial-starken. Zogen diesen aber nun ebenfalls in sozial-stärkere Viertel um, so stieg auch die Hilfsbereitschaft der Kinder derart stark an, da sie sich dem sozialen Netz entsprechend anpassten.
Die Broken-Window-Theorie
Diese besagt, dass sich physischer Verfall und das soziale Miteinander einhergehen.
Das bedeutet, wenn ein Viertel sehr heruntergekommen und kaputtgewirtschaftet aussieht, dann passen die dort lebenden Menschen an und das soziale Klima dort wird ebenfalls rauer. Diese Theorie wurde in der Soziologie lange verpönt, scheint sich nun aber immer mehr zu bewahrheiten. So ließ sich etwa beobachten, dass gerade Erwachsenen in sozial schwachen Familien sehr rabiat mit ihren Kindern umgingen, im Vergleich zu Vierteln wo auch sozial-schwache Menschen lebten, aber das Viertel relativ neu war.
Das wird mit der aus der Psychologie kommenden kognitiven Dissonanz erklärt. Wir mögen es nicht, wenn unser inneres Bild nicht zum äußeren passt. Das heißt, wenn wir in einer heruntergekommeneren Gegend wohnen, passt es für unser Gehirn besser, wenn wir auch sozial eher zurückstecken. Anders wiederum funktioniert das, wenn wir in ein sehr gepflegtes und schönes Viertel ziehen. Dort passen wir unser Sozialverhalten ebenfalls an das höhere Niveau an, wie die oben bereits erwähnte Studie aus den USA belegt.
Der Einfluss der Architektur
Aber auch die Art und Weise wie gebaut wird kann einen erheblichen Einfluss darauf haben wie wir miteinander umgehen.
So sind es gerade die Zwischenräume in der Stadt, also kleine Höfe, Parks, Lücken zwischen Gebäuden, die unser soziales Klima fördern. Sie sorgen dafür, dass wir nicht zu sehr aufeinander hocken, bieten aber nicht zu viel Distanz, um sich zu entfremden. So werden diese Zwischenräume zu sozialen Begegnungsorten, die gerade jetzt immer wichtiger werden.
Einfamilienhäuser etwa sind daher für manch einen Architekten ein absoluter Graus. Zum einen sind sie weder ökologisch, noch ökonomisch sinnvoll. Zum anderen können sie, da sie viel Distanz zwischen den Menschen schaffen, das soziale Klima stark schädigen, Der Bereich des Einfamilienhauses wird in Vorstädten von den Bewohnern nämlich als Revier angesehen. Nicht umsonst sind es die meisten Nachbarschaftsstreits, die in solchen Wohnsiedlungen auftreten. Verglichen eher weniger in den Großstädten.
Wir sehen also, dass die Nachbarschaft einen unglaublich großen Einfluss auf uns und unser Denken und Handeln haben kann. Sie kann unsere Gesundheit, als auch unsere Jobchancen stark beeinflussen. Das ist doch ein Grund mehr sich auf andere Menschen einzulassen und später vielleicht kein klassisches Einfamilienhaus, sondern ein Wohnhaus mit 3 Wohnungen zu bauen, nicht wahr?
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