Insgesamt sind gute 4,4 % von der Landfläche Deutschlands mit Asphalt versiegelt. Ich spreche von unseren Landstraßen, Autobahnen und Stadtstraßen. Jeder weiß, wie sehr sie sich im Sommer aufheizen können und wie stark die Sonne dort teilweise den ganzen Tag draufstrahlt. Was wäre, wenn man diese Sonnenenergie sammeln könnte, beispielsweise mit einer Solarstraße?
Was sind Solarstraßen?
Solarstraßen sind grundsätzlich erst einmal ganz normale Straßen, auf denen Autos fahren können, Zusätzlich sind in diese aber hauptsächlich noch Solarplatten eingebaut. Die meiste Zeit liegt eine gewöhnliche Straße nämlich nur herum und absorbiert Sonnenlicht. Baut man in die ohnehin bereits genutzte Fläche noch Solarmodule ein, lassen sich mit diesen Straßen auch noch erneuerbare Energien gewinnen!
Dass das überhaupt funktioniert, bestätigt der Süddeutschen Zeitung auch ein Forscher des Fraunhofer Instituts. Physikalisch ist es also sehr gut möglich eine Straße aus Solarmodulen zu bauen.
Insgesamt müssen solche natürlich mit normalem Asphalt mithalten können und etwa genauso belastbar sein. Weiter bieten Solarstraßen aber noch Einiges mehr.
Zum einen können die eingebauten Photovoltaik-Module natürlich grünen Strom erzeugen. Weiter können aber auch LEDs in die Straße eingebaut werden, die dann etwa die Spuren ganz einfach wechseln können, die Straße verengen oder verbreitern können, oder aber den Autofahrern schon frühzeitig Warnhinweise geben, wie etwa Geschwindigkeitsbegrenzungen, Unfallwarnungen oder Warnungen vor Wild auf der Straße, erteilen. Natürlich lassen sich diese Solarstraßen auch beheizen. Damit gefrieren sie nicht mehr und bleiben auch im tiefsten Winter eisfrei. Also kein lästiges Warten auf den Räumungsdienst mehr.
Natürlich muss so eine Straße dann auch das Regenwasser ableiten, oder entsprechende Wartungsmessungen über sich ergehen lassen können.
Aber es ist möglich! Die RTWH-Aachen etwa forscht ebenfalls an einem Straßenbelag, der Strom produzieren, Schadstoffe der Fahrzeuge direkt zerlegen und sich selbst letztlich auch selbst säubern soll.
In unserem Nachbarland Frankreich ist man mit dieser neuen Zukunftstechnologie schon etwas weiter. Dort entsteht bereits heute eine kilometerlange Solarstraße in der Nähe von Marseille. Solche Straßen würden sich dann übrigens auch ganz besonders in Tempo 30 oder 50 Zonen, sowie Landstraßen eignen. Also solche, auf denen für gewöhnlich eher weniger Verkehr anzutreffen wäre. Diese stehen dann nämlich die meiste Zeit des Tages in der Sonne und könnten Strom produzieren.
Es wäre übrigens auch möglich Kontaktspulen in die Straßen einzubauen und denn dort produzierten Strom dann noch während der Fahrt in Elektroautos zu übertragen. Da diese Straßen Strom produzieren, brauchen sie eine Lebenszeit von etwa 20 Jahren, um sich vollständig zu refinanzieren. Da kann keine Asphaltstraße mithalten - die refinanzieren sich nämlich nicht selbst.
Die amerikanische Firma Solar Roadways
Das Ehepaar Brusaw leitet die Firma. Die Frau hatte die Idee zu den Solarstraßen und der Mann half als Elektroingenieur bei der Umsetzung. Sie hatten mit der Idee so viel Erfolg, dass sogar die Ministerin ihre Privatforschungen unterstützten und eine Crowdfunding-Kampagne, die eine Millionen Dollar als Ziel hatte, sprengte alle Rekorde.
Livestream: http://www.sandpointidaho.gov/visiting-sandpoint/solar-roadways#ad-image-2
Die „Solar Roadways“ der Firma sollen zum einen eingebaute LEDs bieten, mit denen dann etliche Dinge auf die Fahrbahn projiziert werden könnten, wie etwa Warnhinweise. Sie sollen aber auch Strom produzieren und im Winter natürlich beheizbar sein. Ganz oben drauf befindet sich eine Glasschicht aus extrahartem Glas, dass eine aufgeraute Oberfläche hat. Dadurch kann es herkömmlichen Autoreifen genauso viel Halt bieten wie Asphalt. Mehr noch, denn bei offiziellen Tests der Straße mit der Straßenkontrollbehörde der USA erreichte die Solarroad Bestnoten! Bei Geschwindigkeiten bis 128 km/h können sie genauso viel Halt bieten wie Asphalt. Darüber wird’s schwierig. Natürlich müssen sie deswegen auch Einiges aushalten. Auch LKWs, die drüber donnern. Das beweist der Erfinder selbst in einem Video, wo er einen Belastungstest mit einem Traktor durchführt:
Auch die historische Route 66 soll nach aktuellen Plänen einen kleinen Abschnitt, bestehend aus den Solarstraßen, erhalten!
Der Erfinder schätzt, dass die USA ungefähr dreimal so viel Strom produzieren könnten, wie sie aktuell verbrauchen, wenn sie alle Straßen durch Solarstraßen ersetzen würden.
Er rechnet das auch vor:
„In den USA steht über das ganze Jahr gesehen, potentielle Sonnenenergie pro Quadratmeter und Tag von 4,2 kWh zur Verfügung. Ein 3,66m x 3,66m Solarpanel besitzt eine Fläche von 13,4m². Auf diese Fläche entfallen pro Tag 56,28kWh Sonnenenergie.
Bei einem Wirkungsgrad von 18,5% könnte ein Solarpanel folglich 10,41 kWh Strom erzeugen. Damit beträgt die Amortisationsdauer etwas unter 22 Jahren. Bei einem (realistischen) höheren Wirkungsgrad kann das Ziel einer Amortisationsdauer von 20 Jahren erreicht werden.
Unter der Annahme, dass die Energiepreise in den nächsten Jahren eher steigen als fallen, ein Teil der Solarpaneele wiederverwendet bzw. recycelt werden kann und die Kosten für Versorgungsnetze sinken, da Strom-, Telefon-, Fernsehkabel, etc. in den Paneelen selbst verlegt werden und nicht in der Erde vergraben werden müssten, dürfte der wahre Vorteil dieser Solarpaneele höher zu bewerten sein.
Eine sinnvolle Idee, die viele Dinge vereinfachen und revolutionieren könnte. Nicht wahr?“
Solar-Radweg in den Niederlanden
Auch in unserem Nachbarland den Niederlanden wird diese Technologie bereits eingesetzt. Dort wurde ein etwa 70 Meter langer Radweg komplett aus Solarplatten gebaut. Dieser produziert beachtliche 10.000 Kilowattstunden pro Jahr. Würde man in den Niederlanden nur 42.000 der insgesamt 140.000 Straßenkilometer mit Solarstraßen ausbauen, so könnte man von heute auf morgen komplett auf Elektroautos umsteigen und hätte dafür genug erneuerbare Energien zur Verfügung.
Wir sehen also, dass gerade Solarstraßen uns unglaublich viele Möglichkeiten bieten und auch aufzeigen, dass Straßen nicht einfach nur nutzlos in der Landschaft liegen müssen, sondern wir sie zu kleinen Solarkraftwerken ganz einfach umbauen können. Nutzen wir dieses Potenzial und blicken in eine saubere Zukunft!
Kommentar schreiben