Die Polizeiarbeit wird heute immer komplexer. Es ist für einen gewöhnlichen Beamten oder eine gewöhnliche Beamtin kaum noch möglich alle Informationen exakt zu überblicken, die zur Lösung eines Mordes benötigt werden. Deswegen findet auch die künstliche Intelligenz schon heute Anwendung in der Verbrechensbekämpfung.
Künstliche Intelligenz (KI) in der Polizeiarbeit
Nutzt die Polizei eine KI zur Verbrechensbekämpfung oder Aufklärung, so spricht man im Fachjargon von „predictive policing“.
Sie soll insgesamt die Ermittlungsarbeit reduzieren. Ein normaler Ermittler muss die polizeilichen Datenbanken etwa 73 Mal durchforsten, bis er alle Informationen zusammen hätte, um einen Mordfall aufzulösen. Die KI schafft dies in wenigen Sekunden. Sie sucht dabei etwa nach Hinweisen, die zum aktuellen Fall passen. So findet sie in Sekundenbruchteilen, ob die Patronenhülsen beim aktuellen Mordfall schon einmal in einem anderen, ähnlichen Fall gefunden wurden und kann somit einen Hinweis geben. Aber sie kann dabei nicht die komplette Polizeiarbeit ersetzen. Sie kann Informationen finden, sprich, was zusammenpasst, aber wie dies in Beziehung zueinander steht, das müssen nach wie vor Polizeibeamte mit dem richtigen Gespür bestimmen. In Großbritannien ist eine solche KI, namens VALCRI bereits im Einsatz und sucht aus den Datenbaken alle relevanten Puzzlestücke, dank maschinellem Lernen, für den aktuellen Fall heraus.
Eine KI soll so also auch helfen die schwersten Fälle zu lösen. Sie liefert aus den Daten eines Falles beispielsweise eine Theorie des Tathergangs, ein mögliches Motiv und eine Auswahl an möglichen Verdächtigen.
Sie kann aber noch mehr: KIs durchforsten auch alte Kriminaldaten und versuchen dort ein Muster ausfindig zu machen und bestimmte Verbrechen vorhersagen zu können. Das soll der Polizei dann helfen, präventiver eingreifen zu können und somit solche Verbrechen verhindern, noch bevor sie wirklich ausgeführt werden konnten.
KI’s werden nun aber nicht dabei helfen die großen Fische an Land zu ziehen, aber sie könnten viele Kleinkriminelle entlarven und kleinere Delikte deutlich schneller aufklären. Das würde die Polizeibeamten und Beamtinnen dann deutlich entlasten.
Wie stehen die Deutschen dazu?
„BitKom“ führte eine Umfrage durch und kam zu interessanten Ergebnissen: 6 von 10 Bundesbürgern und Bürgerinnen befürworten demnach den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Polizeiarbeit und 9 von 10 wünschen sich, dass diese ganz besonders bei der Bekämpfung von Finanzkriminalität zum Einsatz kommt. Zweidrittel der Befragten sind sogar dafür, dass die intelligente Gesichtserkennung mit KIs, etwa an Hauptbahnhöfen zur Fahndung, genutzt und umgesetzt werden soll. Sie fordern aber auch strengere Auflagen für die Nutzung dieser Systeme und verlangen, dass ein Missbrauch der Systeme verhindert werden muss. Künstliche Intelligenz kann die Behörden unterstützen, nicht aber ersetzen.
Kritik am Einsatz
Es gibt aber auch eine Menge an Gegenwind, der den Einsatz von KI kritisch betrachtet.
Die KI kann etwa falsche Rückschlüsse ziehen. Orte, an denen viele Migranten leben, wo es eine ungewöhnlich hohe Verbrechensrate gibt, könnte die KI zum Schluss bringen, dass Migranten überwiegend stark kriminell seien. Damit könnte sie, bei der Auswertung ihrer Daten, diese oder andere Randgruppen systematisch diskriminieren. Gerade hierbei sehen Kritiker noch Optimierungsbedarf.
Ebenso ist eine KI grundsätzlich sehr schwierig zu durchschauen, da auch deren Entwickler die Quellcodes nicht offenlegen und man kaum weiß, wie der Algorithmus arbeitet. So kann der Rückschluss, dass ein Migrantenviertel laut der KI erhöht kriminell sei, dazu führen, dass dort mehr Streife unterwegs ist. Diese sieht und registriert dann natürlich auch mehr Delikte und bestätigt damit das eigentlich falsche Bild der KI. Das kann dann wieder Auswirkungen auf den örtlichen Immobilienmarkt haben oder den gesellschaftlichen Zusammenhalt generell belasten.
Deswegen wird auch gefordert, dass eine künstliche Intelligenz ihre Ergebnisse und ihre Arbeitsweise offenlegen muss, um sie so überprüfbar zu machen. Auch wird daher eine zentrale Datenverwaltung auf Seiten der staatlichen Behörden gewünscht und nicht, dass diese brisanten Daten von Privatunternehmen verwaltet oder verarbeitet werden dürfen.
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der heutigen Polizeiarbeit hat bereits begonnen und etliche deutsche Bundesländer nutzen es auch schon oder testen es zumindest. Deswegen ist der Siegeszug der KI in dem Bereich auch nicht mehr aufzuhalten. Es ist aber daher umso wichtiger, dass die Spielregeln der KI nun genau festgelegt werden und die Behörden noch immer selbst, ebenso wie die Beamtinnen und Beamten, am Ende das Zünglein an der Waage sind und eben nicht eine KI letztlich alles Relevante alleine entscheidet.
Quellen:
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