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Technische Erweiterung unseres Gedächtnisses

In meinem Roman „Dr. Age und das ewige Leben“ dreht sich alles um die Frage wie man mit Hilfe neuster Technik ein ewiges Leben leben kann. Dabei kommt auch der Gedanke, dass ein ewiges Leben auch ein ewiges Gedächtnis benötigt. Es gibt schon heute Techniken, Möglichkeiten und Ideen das eigene Gedächtnis zu trainieren und zu erweitern!

Bisher

Schaut man sich beliebige Science-Fiction Filme an, die das Thema aufgreifen, gibt es klassische Stereotype, die immer wieder zu sehen sind: Entweder man muss sich selbst an ein Gerät anschließen, dass dann die Erinnerungen, in der Regel ein Computer mit Festplatte, übernimmt und für einen abspeichert, oder aber man bekommt irgendeine Art von Technik eingesetzt und diese soll dann die Arbeit für einen übernehmen. Das muss so aber nicht stimmen!

 

Die heutige Leistungssteigerung des Gehirns

Unser Gedächtnis besteht zu einem wichtigen Teil aus unserem Arbeitsgedächtnis. Dieses vermittelt zwischen dem Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis und arbeitet für uns. Nur deswegen sind wir etwa in der Lage Sätze inhaltlich zu verstehen, komplexe Aufgaben zu lösen, unsere Umwelt zu verstehen, Probleme zu lösen, Ziele abzuwägen oder neues Wissen zu erwerben. Manche gehen davon aus, dass wir dieses Arbeitsgedächtnis gezielt fördern und trainieren können und somit eine gewisse Art von Leistungssteigerung erreichen sollten. Das ist wissenschaftlich aber noch umstritten.

Ähnlich ist das bei der Intelligenz. Es gibt Firmen und einzelne „Experten“ die damit werben, dass sie unsere Intelligenz steigern könnten. Fakt ist, dass das Ende unserer Obergrenze für die eigene kognitive Leistungsfähigkeit mit etwa 20 Jahren erreicht ist. Experten sprechen auch von einer fluiden Intelligenz. Diese ist ganz entscheidend dafür, wie schnell wir gewisse Informationen verarbeiten können. Sie nimmt mit etwa 30 Jahren langsam ab. Die oben erwähnten Trainings zur Intelligenzsteigerung sind deswegen Quatsch. Es ist möglich, die Achtsamkeit und die Konzentration zu verbessern, was dann zu Sekundäreffekten führt. Diese haben aber in aller Regel nichts mit der eigentlichen kognitiven Leistungsfähigkeit zu tun.

 

Grundsätze der Gedächtnis-Erweiterungs-Idee

Schaut man sich unser Gedächtnis an, ist die Sachlage aber eine andere. Erinnerungen an sich kann man sich als Malbuch vorstellen, da sie aus zwei Komponenten bestehen. Es gibt die inhaltliche, quasi das Motiv oder besser der Inhalt der Erinnerungen und die Emotionen, die damit verknüpft sind und als Farbe fungieren.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Experimente mit Menschen durchgeführt, bei denen am offenen Hirn Stromstöße in verschiedene Bereiche abgegeben wurden und die Versuchspersonen sollten erklären, was sie sehen konnten. Regte man bestimmte Hirnareale mit Strom an, so erlebten die Versuchspersonen alte Erinnerungen neu und zwar so lebhaft, als würden sie sie live erneut erleben. Auch an belanglose Sachen, wie ein zufällig mitgehörtes Gespräch oder den Geruch eines vorbeilaufenden Menschen, fielen ihnen wieder in Gänze ein.

Heute ist die Forschung bereits so weit, dass sie Menschen falsche oder verfälschte Erinnerungen ins Gedächtnis pflanzen kann. Das kann beispielsweise dabei helfen, negative Erinnerungen, etwa an Traumata, durch positive zu ersetzen.

Aber eine Art Superhirn, dass sich alles merken kann und nie wieder Platzprobleme bekommt, falls das Gedächtnis mal „voll“ sein sollte, wird es auch in absehbarer Zukunft nicht geben. Dafür ist das menschliche Gehirn noch viel zu komplex und wir verstehen noch viel zu wenig seine genaue Funktionsweise.

 

Die Gedächtnis-Chips

Aber um das Auslagern und Verbessern von Erinnerungen zu ermöglichen, arbeitete ein Startup namens Kernel daran, ein Gedächtnisimplantat zu entwickeln. In einer bestimmten Region unseres Gehirns, dem Hypocampus, werden unsere Erinnerungen und Eindrücke von Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis übertragen. Genau diese Schnittstelle ist aber manipulierbar! Ziel des ganzen soll sein, dass sich die menschliche Intelligenz genauso weiterentwickelt wie die maschinelle, um nicht tatsächlich eines Tages von den Maschinen überholt zu werden.

Es gibt bereits den Prototypen dieses Implantats und bei Tests an Ratten und Primaten war es bereits erfolgreich. Dafür muss das Gerät aber zunächst genau aufpassen und lernen, wie das Gehirn des Anwenders arbeitet, ehe es unterstützend in den Erinnerungsverarbeitungsprozess eingreifen kann. Es soll das Gedächtnis nämlich dahingehend stimulieren, damit mehr Erinnerungen vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis übertragen werden. Das soll auch helfen, um Krankheiten wie Demenz und Alzheimer zu behandeln, oder Menschen mit gewissen Traumata zu helfen, wie einer posttraumatischen Belastungsstörung.

 

Ethische Bedenken

Es bleiben aber beim Einsatz dieser Technik auch etliche Bedenken zurück, die noch zu klären sind. Wie genau geht der Prozess der Erinnerungsmanipulation und wer hat Zugang dazu? Ist ein Mensch, der andere oder verfälschte Erinnerungen in sich trägt noch er oder sie selbst? Und wenn Erinnerungen manipulierbar werden, wer entscheidet dann, was wann und wie manipuliert wird und er garantiert, dass nicht einfach „der Masse“ Sachen ins Gedächtnis gepflanzt werden, die einer bestimmten Person oder Gruppe zu Gute kommen?

Weiter muss man sich dann auch die Frage der Ungleichbehandlung stellen: Sind Menschen, die dann ein verbessertes Gedächtnis haben werden besser als andere Menschen? Führt das nicht zu Ungleichbehandlungen, etwa im Bildungssystem oder in der Arbeitswelt?

Aber wer weiß, vielleicht verhält es sich auch wie mit der Gentechnik, wie das Onlinemagazin „motherboard“ sehr schön beschrieben hat:

 

„Damals wusste die Öffentlichkeit noch nichts mit Themen wie Gentechnik anzufangen. Die Bezeichnung „Gentechnik" fiel zum ersten Mal in den 1950ern, allerdings nicht in einer wissenschaftlichen Publikation, sondern in einem Science-Fiction-Roman. Die Versuche Bergs und seiner Zeitgenossen, DNA zu verändern, waren damals ähnlich bahnbrechend wie Ramirez' und Bergers Gedächtnisforschung heute. Den Beteiligten war klar, dass sie an der Schwelle zu einer Revolution ihrer wissenschaftlichen Disziplin standen. Weniger klar war ihnen, wie sie diese Entwicklungen erforschen sollten, ohne "Arbeiter in Fabriken, die Allgemeinheit und die Tiere und Pflanzen unseres Ökosystems" zu gefährden. Genau diese Frage sollte die Konferenz beantworten. Die Vorträge waren leidenschaftlich. Berg schrieb später: "Lebhafte Diskussionen fanden auch in den Pausen statt, bei Mahlzeiten, bei Drinks und bis in die frühen Morgenstunden." Aus diesen Gesprächen gingen Richtlinien hervor, die unterschiedlich strenge Vorsichts- und Sicherheitsmaßnahmen für genetische Versuche vorschrieben. Ebenso wichtig war die so angestoßene öffentliche Debatte, die dafür gesorgt hat, dass die Gesetze und Gesellschaftsnormen im Hinblick auf Gentechnik mit der technischen Entwicklung mithalten konnten.

Die Asilomar-Konferenz und die daraus resultierende Genetik-Debatte basierten auf dem Vorsorgeprinzip. Dieses besagt, dass die Befürworter einer neuen Technik oder eines neuen Produkts, das Mensch oder Umwelt gefährden könnte, erst beweisen müssen, dass es sich um unbedenklichen Fortschritt handelt. Im Grunde läuft es auf dasselbe hinaus wie das hippokratische Prinzip, nach dem ein Heiler vor allem nicht schaden darf. Es handelt sich um eine ethische Haltung, die Sicherheit vor Effizienz stellt. Doch während vielleicht Mediziner und Umweltschützer so denken, sehen Risikoanleger die Welt ein wenig anders.

Vor 20 Jahren verglichen Schlagzeilen das Klon-Schaf Dolly mit Frankensteins Monster. Heute nutzen wir Heimtests zur genetischen Ahnenforschung und diskutieren die Feinheiten der Epigenetik. Es ist gut möglich, dass wir die Möglichkeiten der Gedächtniserweiterung im Laufe ihrer Entwicklung ähnlich gelassen akzeptieren werden.“

 

Riederer, Rachel (2017): Die Zukunft der Erinnerung: Wie Forscher schon heute das Gedächtnis manipulieren können. Abrufbar unter: https://motherboard.vice.com/de/article/mgd53x/die-zukunft-der-erinnerung-wie-forscher-inzwischen-das-gedachtnis-manipulieren1 [Abrufdatum 15.09.18].

 

 

 

Es bleibt deswegen also abzuwarten, wie sich diese neue Technik entwickeln und bewähren wird. Bei der Gentechnik waren vor Jahren ebenfalls sehr viele Menschen sehr skeptisch und heute ist sie aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken. Es ist wie mit jeder neuen Technologie auch: Sie kann für gute, als auch für böse Zwecke eingesetzt werden. Wir selber müssen uns aber entscheiden, was wir mit dem neuen Werkzeug anstellen und wie wir damit umgehen wollen.

 


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