Der Mars ist nicht nur unser Nachbarplanet - Er ist auch das nächste große Ziel der Raumfahrt. Nachdem die Amerikaner, stellvertretend für die menschliche Spezies, bereits den Mond besucht haben, wollen viele Forschende und VisionärInnen noch weiter hinaus. Schaut man sich den nach dem römischen Kriegsgott benannten Planeten aber genauer an, so stellt man fest, dass er heute lediglich eine rostfarbene und eiskalte Wüste darstellt. Die Menschheit hat sich aber zum Ziel gemacht genau dies zu ändern und ihn in eine zweite Erde zu verwandeln, um ihn zu besiedeln. Kann das wirklich funktionieren?
Der Mars als zweite Erde
Es gab eine Zeit, die sogenannte Noachische Periode (vor etwa 3,8 - 3,5 Mrd. Jahren), in der der Mars ein warmes und stabiles Klima, als auch flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche hatte. Also genauso wie die Erde heute. Dummerweise hat die Erde ihrem Schwesterplaneten gegenüber einen Vorteil: Sie ist größer. Der Mars war schlicht zu klein, um diese Atmosphäre dauerhaft halten zu können. Sein Inneres kühlte im Laufe der Jahrmillionen schneller aus, was dazu führte, dass sich auch seine Magnetosphäre stark abschwächte. Diese schützt bspw. auch unsere Erde noch heute vor der kosmischen Strahlung, wie etwa dem Sonnenwind. Genau dieser war es auch, der die Marsatmosphäre dann Stück für Stück abgetragen hat, weswegen der Gesteinsplanet sein Wasser „verlor“, zusammen mit der Atmosphäre und er heute eine Durchschnittstemperatur von -60°C aufweist.
Genau deswegen will man ihn „terraformen“, um diesen „Erdzustand“ wieder herzustellen. Die Ideen dazu gibt es bereits seit den 1970er Jahren. Auch damals schon hatte man die Pläne entwickelt, dem kalten Planeten wieder einheizen zu wollen. Man wollte, über kleine Kraftwerke, Treibhausgase in der Marsatmosphäre freisetzen, wie etwa CO2 oder andere Treibgase (z.B. FCKW). Diesen sollten dann auf dem Mars den Treibhauseffekt befeuern, sodass sich der Planet binnen 600 Jahren wieder aufheizt, genauso wie es der Klimawandel bei uns auf der Erde tut. Anschließend, sofern eine gesunde Marsatmosphäre mit CO2 entstanden wäre, könnte man Algen aussetzen, die Sauerstoff produzieren, bis man auch Pflanzen auf dem Planeten ansiedeln könnte. Es würde anschließend noch etwa eine Millionen Jahre dauern, bis genug Sauerstoff produziert wurde, damit Menschen sich frei bewegen könnten, wie sie es auf der Erde gewohnt sind. Dann müssten sie nur noch die 6 bis 9 Monate lange Reise überstehen und hätten eine zweite Erde zum Leben.
Eine neuere Studie aus dem US-Bundesstaat Colorado erteilt dem aber eine Absage. Forschende haben dafür untersucht, wo sich das CO2 des Mars eigentlich verbirgt, welches für den Treibhauseffekt benötigt würde. Es stellte sich heraus, dass das meiste davon tief im Marsboden gespeichert sein dürfte und an das kommt man nur sehr schwer heran. Weiter besteht auch die Chance, dass beim Freisetzen der Treibhausgase der Atmosphärendruck nach wie vor zu gering ist, sodass diese dem Planeten sofort wieder ins All entweichen. Es wurde auch untersucht, ob man mittels Hightech-Lösungen, die etwa genau dieses Davonwehen der Gase über den Sonnenwind verhindern können, tatsächlich funktionieren würden. Es wäre wohl möglich, so lauten die Ergebnisse, benötigt aber dennoch mehrere Millionen Jahre. Sollte die Menschheit so viel Zeit und Geld tatsächlich in den Mars investieren?
Die aktuelle Forschung
Auch wenn er noch immer ein unwirklicher und eher lebensfeindlicher Ort ist, so ist der Mars dennoch gut besucht. Es gibt unzählige Rover, Sonden, Satelliten und andere Forschungsprogramme, die den roten Planeten gründlich unter die Lupe nehmen. Aktuell ist es die Sonde Insight, die auf dem Weg zum roten Planeten ist und demnächst auch völlig neue Erkenntnisse zum Marsboden liefern soll. Das Projekt hat nämlich den Fokus auf die Entstehung, den Kern und die inneren Temperaturen des roten Planeten gelegt. Auch für einen würdigen Nachfolger ist bereits gesorgt, denn die NASA tüftelt gerade an den letzten Feinheiten zum neuen Rover „Mars 2020“, der im entsprechenden Jahr starten soll.
Eine Mars Raumstation?
Die Firma Lockheed-Martin etwa sieht eher eine Raumstation im Marsorbit als großes Ziel, weniger eine dauerhafte Bodenstation, wie es der Visionär Elon Musk skizziert.
Dieses Konzept einer ISS für den Mars basiert auf den NASA-eigenen Plänen für die Raumstation Orion, die es schon länger gibt. Dazu gehört aber auch ein kleines Mars-Basecamp, in das Astronauten dann stets für begrenzte Zeit auf den Boden des roten Planeten reisen sollen, um dort entsprechende Forschungen durchzuführen. Menschen selbst sollen dort aber so selten wie möglich runterfliegen. Sinniger hält es die Firma, wenn man Roboter auf dem Planeten aussetzt, die die Arbeit übernehmen und von der marseigenen Raumstation von Menschen gesteuert werden. Auch der Zeitplan des Projekts ist spannend, denn in 10 Jahren soll, laut Lockheed-Martin, der Starttermin real greifbar sein.
Auch um die Wirtschaft im All hat sich die Firma bereits Gedanken gemacht, denn sie sieht die dortige auf Basis von Wasser existieren. Denn mit Sauerstoff und Wasserstoff lassen sich, dank der Brennstoffzellentechnologie, zum einen Energie erzeugen, weiter ließe sich das Abfallprodukt, das Wasser, wiederum für die Astronauten nutzen und ist überlebenswichtig. Dieses Wasser kann auch wieder in seine Einzelteile recycelt werden, um es erneut als Treibstoff zu nutzen. Dementsprechend sieht die Firma später vor allem Wasser als den Stoff der Zukunft im All.
Kritiker der Pläne
Auch Kritiker lassen dabei natürlich nicht lange auf sich warten. Mit William Anders, einem ehemaligen US-Astronauten, gibt es auch eine prominente Stimme unter Ihnen. Er kritisiert vor allem Elon Musk für seine Pläne und beklagt, dass diese lächerlich und viel zu unausgereift seien. So sieht er die Strahlung als eines der unterschätzten Probleme. Etwa auf der Reise zum Mars wären Astronauten in einer Raumstation einer so starken Strahlung ausgesetzt, dass sie tot wären, noch bevor sie den roten Planeten erreicht hätten. Auch der Muskelschwund, der eine Folge der Schwerelosigkeit darstellt, werde unterschätzt.
Die NASA und auch Musk haben auch auf diese Fragen Antworten. Die aber reichen den meisten Kritikern nicht aus.
Anders betont besonders, dass er es für bedeutend wichtiger hält weiter in die Satellitentechnik, etwa zur militärischen Prävention oder zur Klimaüberwachung und Erforschung zu investieren.
Der rote Planet ist heute kein unerreichbares Ziel am Nachthimmel mehr. Wir erhalten ein immer besseres Bild davon, wie unser Schwesterplanet beschaffen ist, wie seine Vergangenheit aussieht und wie sie sich möglicherweise wiederherstellen ließe. Die Menschheit wächst unaufhörlich und früher oder später wird es zwangsläufig dazu führen, dass wir unseren Heimatplaneten verlassen werden, wie unsere Vorfahren auch die Grenzen der damaligen Länder und Kontinente verschoben haben. So ist es unsere Aufgabe, die Grenzen der Menschheit auszuloten und noch tiefer ins All vorzudringen, als wir es bisher sind.
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