Ein Haus zu bauen ist heute noch eine langwierige und harte Arbeit. Trotz des Umstandes das Massenhäuser von der Stange ebenfalls immer populärer werden, dauert es nach wie vor recht lange bis ein Haus steht. In heutigen Zeiten von akutem Wohnungsmangel ist das eigentlich nicht gerade effektiv: Genau deswegen stellt sich gerade ein neuer Teilbereich der Baubranche auf, der die Art zu bauen, wie wir sie kennen, revolutionieren wird.
Die Vision
Eine stark anwachsende Bevölkerung braucht auch eine effektivere Art des Bauens. Deswegen forschen gerade weltweit etliche Firmen daran, wie man mit Hilfe neuster Technik, etwa einem 3D-Drucker, ein ganzes Haus schneller und effektiver fertigen kann. Das wäre kostengünstiger, effizienter und deutlich einfacher als die heutige Bauweise von menschlicher Hand.
Es hätte auch den Vorteil, dass ein Roboter nicht fragt, ob etwas machbar ist. Für Architekten eröffnet es neue Möglichkeiten: Denn alles was man dann am Computer designen kann, ist auch druckbar.
Es gibt ohnehin schon eine rasante Entwicklung in der Bauzeit für ein Haus. Früher dauerte es noch Jahre, dann wurden es Monate, schließlich waren es 45 Tage Bauzeit für ein Haus und heute haben wir es schon geschafft in nur 24 Stunden ein komplett fertig eingerichtetes Haus zu bauen!
Die Vision dahinter ist einfach: Ein Drucker soll ein ganzes Haus aus Beton in so wenig Zeit wie möglich herstellen. So könnte man sich später einfach irgendwo einen Ort aussuchen der einem gefällt, zum Beispiel an einem schönen See in den Bergen. Dann ruft man eine Baufirma an, die mit dem 3D-Drucker aufkreuzt und innerhalb eines Tages steht dort dann das fertige Haus. Keine lästigen langen Planungen mehr, keine hohen Kosten. Ein Haus für Jedermann also.
Yhnova aus Frankreich
Ein gutes Beispiel liefert unser Nachbarland. Dort steht das Haus „Yhnova“, das in gut drei Wochen komplett fertig gebaut wurde. Natürlich mit Hilfe eines 3D-Druckers, der Schicht für Schicht der Wände auftrug. Frankreich sieht diese neue Technologie durchaus als Chance gegen den auch dort grassierenden Wohnungsmangel.
Die Baufirma hat einen Drucker namens „Batiprint 3D“ entwickelt, der in drei Etappen druckt. Er druckt zunächst mit einer Art Bauschaum eine Form, in die später der Beton eingegossen wird. Zusätzlich bleibt der Schaum bestehen, wird hinterher selbst Teil der Wand und dient als ideales Dämmmaterial.
So entsteht ein kleines Haus, das auch mit geschwungenen Wänden und Rundungen sehr gut zurechtkommt.
Das 24-Stunden Haus aus Russland
Bisher hatten 3D-Drucker in der Baubranche eher eine Aufgabe in Fabriken. So wurden dort etwa die Seitenwände eines Hauses gedruckt, dann aber zur Baustelle transportiert und dort zusammengebaut. Besser wäre es, das Haus an Ort und Stelle komplett zu drucken.
Die Firma Apis Cor, ein Gemeinschaftsunternehmen von Amerikanern und Russen, macht diesen Traum möglich. Sie druckten mit Hilfe eines Betongemisches, welches während einer langsamen Drehbewegung des Sprühkopfes Schicht um Schicht aufgetragen wird. Das macht es möglich jegliche Formen zu drucken, egal ob rund, eckig oder oval.
Um das zu demonstrieren druckte das Unternehmen in Sibirien tatsächlich ein fertiges Haus mit Hilfe ihres Druckers in nur 24 Stunden.
Nach dieser Zeit stand der Rohbau mit eingebauten Türen, Fenstern, der Fassade und der technischen Ausstattung, wie Leitungen und Kabel. Fenster und co. wurden während des Drucks natürlich von Fachkräften eingebaut und nicht ausgedruckt. Das bewohnbare Haus hatte letzten Endes 38 Quadratmeter, was für ein junges Pärchen durchaus ausreichen dürfte. Zusätzlich kostet das gesamte Haus, dank der geringen Bauzeit und der hohen Effizienz, nur 9.500 €.
Haus aus den USA
Dort hat das Start-Up „ICON“ ebenfalls einen besonderen 3D-Hausdrucker entwickelt. Er nennt sich „Vulcan3D“ und soll ein ganzes Haus für 8.200 € drucken können. Die Maximalgröße dabei wären 75 Quadratmeter. Er druckt ebenfalls mit Zement und schafft es Badezimmer, Wohnzimmer und eine geschwungenen Veranda in Windeseile in die Landschaft zu setzen.
Die Technik hat es bereits vollbracht ein 1-Stöckiges Wohnhaus mit 60 Quadratmetern Fläche in nur 12 bis 24 Stunden zu drucken.
Die Firmengründer selbst behaupten gar, dass die Technik dieses Hausbaus auch im Weltraum zum Tragen kommen könnte, beispielsweise beim geplanten „Moon-Villiage“ der ESA.
2019 will das Unternehmen ungefähr 100 Häuser für die ärmere Bevölkerung in El Salvador drucken und damit beweisen, dass ihre Häuser konkurrenzfähig und auch nutzbar sind.
Wir dürfen gespannt sein, welche Nachrichten und Neuigkeiten es noch geben wird.
Die generellen Vorteile
Das klingt natürlich alles spitze und super effizient, aber warum der Zirkus? Wieso können wir Häuser nicht einfach so bauen wie wir es heute schon tun?
Die Vorteile dieser Hausbauart sind enorm. So lassen sich verschiedenen Gemische für unterschiedliche Wände oder Räume eines Hauses sehr leicht einbauen. So könnte das Schlafzimmer besonders gut isoliert sein, um Wärme und Kälte zu bewahren, das Wohnzimmer lichtdurchflutet sein, also mit großen Fenstern und das Badezimmer so gebaut werden, dass es von der Sonne immer ein bisschen erwärmt wird. Weiter sind die Kosten natürlich geringer, da auch die Bauzeit und der Materialverbrauch weniger beträgt. Zusätzlich kann das eingesetzte Material auch einfach wiederverwendet werden, was es ökologischer macht. Weiter ermöglicht es auch eine individuellere Gestaltung, denn wie Architekten bereits loben, können ihre Visionen besser verwirklicht werden. Denn alles, was sich im Programm letztlich designen lässt, kann am Ende auch gedruckt werden.
Einen Wehrmutstropfen gibt es aber wohl: Experten bezweifeln, dass Stahlbeton jemals druckbar sein wird, da dieser stark erhitzt werden muss, was die heutigen Drucker nicht aushalten würden.
Letztlich ließe sich aber auch die Fassade eines solchen 3D-gedruckten.Hauses aus recyceltem Plastik herstellen, was sie damit widerstandsfähiger und wasserabweisend macht.
So schreibt die Süddeutsche-Zeitung etwa:
„Es mutet wie ein Wettlauf an, viele tüfteln am perfekten 3-D-Haus. So die Architekten mit dem Haus in Amsterdam mit 13 Zimmern, das genauso aussehen soll wie ein typisches Kanal-Haus. Oder der Amie-Pavillon in den USA mit Solarzellen im Dach, oder das "Büro der Zukunft", gedruckt in Shanghai und transportiert nach Dubai. Die Arbeitskosten hierfür sollen halb so hoch gewesen sein wie normalerweise, zudem soll ein Drittel weniger Werkstoffe verbraucht worden sein.“ (Quelle: klick mich)
Der nächste Schritt
Forscher gehen sogar noch einen Schritt weiter und wollen ein Haus vollautomatisch, also autonom, bauen lassen.
Die ETH-Zürich hat dazu ein Experiment gestartet, bei dem ein Haus überwiegend digital gebaut wird. Das gelang dank moderner 3D-Drucker und dem Einsatz neuster Robotik. Das dabei entstandenen DFAB-Haus hatte 3 Stockwerke und gute 200 Quadratmeter.
Der Hausbau der Zukunft wird also schneller, individueller, günstiger und besser. Wir dürfen sehr gespannt sein, was sich dort noch so verbringt, wie das Ganze noch funktioniert und vor allem welche weiteren Neuerungen es geben wird.
Wie schön muss es sein, wenn man sein eigenes Traumhaus mit einem Architekten in ein paar Stunden digital designed und man am nächsten Tag schon darin einziehen kann?
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