Immer wieder kann man in den Medien das Schlagwort „Kriminalitätsrate“ lesen. Häufig mit dem Zusatz, dass bei uns alles sicherer geworden sei und nun besser wird. Aber stimmt das? Wie misst man überhaupt die Kriminalität?
Wie und was misst das Statistische Bundesamt
Erste Anlaufstelle zur Beantwortung dieser Frage ist das statistische Bundesamt. Es sammelt schließlich alle möglichen Daten und wertet diese aus - so auch solche zur Kriminalität in Deutschland. Allerdings beschränkt sich der dortige Datensatz stets auf amtlich bekannte und registrierte Straftaten. Das bedeutet, dass die vermutete Dunkelziffern nicht berücksichtigt wird und da nicht alle Straftaten angezeigt werden, sind die Daten bereits hier verwaschen. Weiter sind in den Datensätzen auch nur solche Taten aufgeführt, in denen es zu einer Verurteilung kam. Straftaten, die vor Gericht freigesprochen wurden oder angezeigte, die die Staatsanwaltschaft wegen Geringfügigkeit eingestellt hat, tauchen genauso wenig auf.
Die restlichen Daten aber gelangen in eine „Strafverfolgungsstatistik“. Diese gibt eine Aufklärungsquote der Behörden wieder und zeigt damit auch die Effektivität des staatlichen Kriminalapparates. Weiter lassen sich Informationen über die Verfolgung von Straftaten, über die anschließende Verurteilungsrate und die Demographie, bspw. das Alter der Täter, herauslesen. Bereits dies sind Hinweise, die die effektivere Polizeiarbeit unterstützen können.
Aber wozu überhaupt messen?
Nutzen der Kriminalstatistiken
Sie helfen zum einen dabei die Effektivität bei Sanktionen zu evaluieren. Einfacher ausgedrückt: Reicht das aktuelle Strafmaß aus, um Menschen von einer erneuten Straftat abzuhalten, oder benötigt man höhere Strafen? Das ist mitunter ein Grund, wieso bestimmte Strafgelder im Bußgeldkatalog stetig erhöht werden. Weiter können sie auch Vorurteile bei Straftaten aufdecken. Genauso untersucht sie auch, ob die aktuelle Gesetzgebung tatsächlich durchgeführt und eingehalten wird, oder es Schwierigkeiten gibt, die politisch angegangen werden sollten. Das bringt uns auch schon zum nächsten Punkt, denn natürlich sollen die Aussagen der Statistiken zu einer verbesserten und effektiveren Kriminalpolitik führen. Genauso lässt sich somit aber auch die Erforschung der Häufungen von Straftaten und deren Ursachen vorantreiben, als auch herausfinden, wie eine gelungene Resozialisierung von ehemaligen Straftätern stattfinden kann.
Aber es gibt auch reichlich Kritik an den Messungen.
Die Kritik an der PKS
Die PKS (Polizeiliche-Kriminal-Statistik) steht in der Kritik. Meist jährlich, wenn Politiker sie vorstellen und behaupten, dass Deutschland immer sicherer zu werden scheint. Tatsächlich lässt sich aus dieser dünnen Statistik eigentlich nichts über die aktuelle nationale Sicherheitslage aussagen.
Auch hier wird nämlich wieder nur der Fundus an polizeibekannten Straftaten gemessen - die Dunkelziffer, die meist viel höher liegt, fällt also wieder raus. Genauso aber rechnet sie jeder Gemeinde selbst die Straftaten zu, auch wenn diese keine Auswirkungen auf die Sicherheitslage haben. So wird jeder Verstoß gegen Zollbestimmungen am Frankfurter Flughafen in der PKS Frankfurt zugerechnet, was es zu einem der Kriminalitätshochburgen Deutschlands macht. Tatsächlich aber haben die vielen kleinen Vergehen am Flughafen keine Auswirkungen auf die Stadt. Auch Städte mit einem Gefängnis bekommen Straftaten der Insassen auf ihre Kappe geschrieben, obwohl es keine Auswirkungen auf die Bevölkerung der Stadt selbst hat. Dasselbe geschieht übrigens auch bei Umweltvergehen.
Weiter misst die PKS nicht alle Verstöße. So sind solche gegen Landesgesetze, Ordnungswidrigkeiten, Verkehrsdelikte oder politisch motivierte Straftaten gar nicht mitberücksichtigt.
So ist die Kritik an der PKS, wie Spiegel online erläutert, durchaus berechtigt.
Egal wie aussagekräftig solche Statistiken letztlich sind - sie können auf bestimmte Probleme hinweisen und helfen vor allem der Kriminalforschung, immerhin ansatzweise die Verbrechen und ihre Hintergründe zu verstehen. Eine genauere Präzession und die häufigere Erstellung eines nationalen Sicherheitsberichtes könnten allerdings deutlich mehr Aufklärung liefern.
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