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Die Prothesen von Morgen


Viele Menschen auf unserem Planeten haben aus den unterschiedlichsten Gründen ein Körperteil oder ein anderes Organ verloren. Zu Lernen mit diesem Verlust zu leben kann ein langer und harter Weg sein, aber viele schaffen das und gewinnen wieder die gleiche Lebensqualität wie früher. Prothesen tragen einen Großteil dazu bei. Sie ersetzen nicht nur verlorene Körperteile, sie schenken dem oder der Träger_in ein neues Lebensgefühl. Wo früher ein Holzbein ausreichte, sind es heute technische Meisterwerke, die teilweise mehr Möglichkeiten bieten als ihre natürlichen Vorbilder.

Prothesen der Zukunft

 

Früher hatte man Soldaten, denen etwa ein Arm weggeschossen wurde, lediglich mit einer sehr simplen Holz- oder Plastikprothese ausgeholfen und das auch häufig nur, damit die Optik halbwegs stimmt. In den wenigsten Fällen konnten sie die ursprüngliche Funktion eines Armes tatsächlich ersetzen. Heute ist das anders. Der Schlüssel zu diesem Wunderwerk nennt sich Bionik. Diese vereint Medizintechnik, herausragende Ingenieurskunst und Design und sorgt somit für ein Verschmelzen von Humanbiologie und Technik.

Die große Vision der Bionik ist es körperliche Behinderung komplett abzuschaffen. Es soll in Zukunft kein großes Problem mehr sein, wenn man etwa durch einen Arbeitsunfall einen Arm verloren hat. Dank modernster und neuster Prothesen soll dieser recht einfach zu ersetzen sein.

Ein absolut neuer Trend in der Bionik sind impulsgesteuerte Prothesen. Dabei wird die Technik mit den Nervenbahnen des Trägers verbunden. Das ermöglicht es ihm, den Arm mit dem Hirn zu steuern, so wie wir es bei einem echten Arm auch tun. Nervenimpulse aus unseren Schaltzentralen im Gehirn durchlaufen dann ganz normal die Nervenbahnen, treffen schließlich auf die Technik und diese interpretiert diese anschließend, was sonst die Muskeln im menschlichen Arm tun. So ist es auch möglich eine Armprothese nur mit Hilfe seiner Gedanken zu steuern. Aber man geht sogar noch weiter: In Zukunft soll es möglich sein mit technischen Prothesen zu fühlen und zwar genauso, wie wir es auch mit einer echten Hand heute tun. Hierbei wird die Natur so gut es geht kopiert und an etlichen Stellen sogar noch weiter verbessert.

Solche Prothesen bergen natürlich die Herausforderung, dass sich Mensch und Maschine optimal aufeinander abstimmen müssen. Doch dass das geht, zeigt uns die Gegenwart: Denn schon heute leben wir mit Maschinen zusammen, die sich auf uns einstimmen und umgekehrt.

Aber wie ist das im Leistungssport?

 

Prothesen und Sport

 

Sollte jemand, der ein bionisches Bein trägt, bei den olympischen Spielen antreten dürfen? Diese Frage wird seit vielen Jahren immer und immer wieder diskutiert und das dürfte sich auch noch etliche Jahre hinziehen. Schließlich ist es ein schmaler Grat zwischen der Wahrung der Fairness im Sport und der Diskriminierung körperlich benachteiligter Menschen.

Da Prothesen heute auch mit den echten Knochen des Trägers verbunden werden können, was den Tragekomfort unlängst erhöht, sind auch speziell entwickelte Sportprothesen im Kommen. Diese sind aber stets auf eine Disziplin abgestimmt und wenig alltagstauglich. So ist die Beinprothese unseres Sprinters für den Wettkampf optimal, aber für den normalen Gang im Supermarkt zu stark und sprunghaft.

Daher bleibt die Frage: Sind Prothesen im Hochleistungssport ein fairer Ausgleich, oder eine unfaire Bevorteilung? Schließlich sind diese optimiert und durch technische Verbesserungen stetig optimierbar.

Auch Experten schätzen, dass Sportprothesen den normalen menschlichen Körperteilen überlegen sein können, weswegen sie häufig zu den Standardwettkämpfen auch nicht zugelassen werden.

Übrigens: Vom Sport mal abgesehen, zahlen Krankenkassen solche Prothesen äußerst ungern. Obwohl bionische Prothesen die Lebensqualität des Trägers und damit auch seine Gesundheit gezielt fördern können, wollen die meisten Krankenkassen sie trotzdem nicht bezahlen und orientieren sich lieber an den 08/15-Varianten. Deswegen muss jeder Paralympics-Sportler seine spezialisierten Prothesen auch voll selbst finanzieren.

Gibt es aber sonst noch Möglichkeiten, wie bionische Prothesen unser Leben erleichtern können?

 

Neue Möglichkeiten?

 

Die Einsätze für neue Prothesen, etwa als zusätzliche Körperteile, sind grenzenlos. So ist es etwa möglich mit drei Armen viel besser Schlagzeug zu spielen, wie dieses Video beweist:


Mensch und Maschine müssen dabei voneinander lernen und sich aufeinander einstellen. Aber die Bionik bietet tatsächlich neue Chancen. Wie das Zukunftsinstitut berichtet, ist es schon gelungen einem blinden Menschen, dank bionischer Augen, das Sehen wieder zu ermöglichen!

Kritiker sprechen dabei schon gerne von den berühmten Cyborgs oder Maschinenmenschen, die stets als Gefahr gesehen werden. Ob das so stimmt, oder wir unsere eigene Evolution in die Hand genommen haben, sind philosophische und ethische Fragen. Fest steht aber, dass die Zukunft bionisch wird. Denn in der Prothesenbranche lässt sich seit Jahren ein gewisser Umbruch in der Denkweise feststellen. Sie begreift Prothesen nicht mehr länger nur als bloßes Ersatzteil für abhanden gekommene Körperteile. Sie begreift sie eher als Erweiterungen, mit denen sich uns neue Möglichkeiten eröffnen, wofür es auch zahlreiche Beispiele gibt.

 

Es wird individueller!

 

Britischen Forschern ist etwa gelungen, über ein 3D-Druck verfahren, eine künstliche Hornhaut zu bauen. Dabei wurden Stammzellen eines Spenders in einer Nährstofflösung gebunden und diese Biotinte formte letztlich die neue Hornhaut. Dieses Verfahren verspricht neue Möglichkeiten, da es weltweit viel mehr Menschen gibt, die auf eine neue Hornhaut angewiesen sind als solche, die ihre nach dem Tod spenden. Das Spannende ist auch, dass diese Hornhaut individuell anpassbar ist. Das Auge des Patienten wird vorher exakt vermessen und die neue Hornhaut anschließend maßgeschneidert ausgedruckt. Damit steht uns tatsächlich eine Möglichkeit offen, dem weltweiten Mangel an Spenderorganen sinnvoll entgegenzutreten.


Ebenfalls spannend ist der deutsche Jungunternehmer Phillip Barluschke. Er selbst wurde ohne rechten Unterarm geboren und stellt mit seinem Start-Up neuartige Schäfte für Prothesen her. Schäfte sind die Verbindungsstücke zwischen dem Stumpf des Trägers oder der Trägerin und der Prothese. Der Unternehmer selbst stellte fest, dass diese häufig in Standardgrößen verkauft werden, äußerst unangenehm zu tragen sind und zumeist mehr Probleme verursachen als sie eigentlich lösen. Deswegen entwickelt er mit Hilfe eines 3D-Druckers individuelle Schäfte, die auf den Träger oder die Trägerin angepasst sind. Dafür wird der Stumpf optimal gescannt und auf der Datenbasis dann der maßgeschneiderte Schaft gedruckt. Interessant ist noch das verwendetet Material: Es ist mit kleinen Luftkammern gefüllt. Diese sorgen zum einen für rundere Bewegungen der tragenden Person und sie führen Luft vom Stumpf weg, was einer zu starken Schweißbildung dort vorbeugt.

Selbst in der Bionik ist der Trend zur Individualisierung nicht mehr zu stoppen.

 

Die Prothesen von morgen werden also individueller, technisch ausgereifter, stärker und vor allem lebensechter sein. Mit was für Konsequenzen wir dann umzugehen lernen müssen, das wird die Zukunft zeigen.

 


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